Clean Water - Warum unterstützen wir Wasserprojekte in Tadschikistan?

Mit unserem Projekt CLEAN WATER sollen die Sanitärversorgung und Hygienebedingungen in Spitälern, ambulanten Gesundheitszentren und Schulen dauerhaft verbessert werden. Das Projekt CLEAN WATER realisieren wir in Tadschikistan, einem armen, aber interessanten Land, was uns Richard Chenevard von der DEZA, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, im Interview bestätigt.

Wer ist Richard Chenevard?

Richard Chenevard, studierter Oekonom, hat zuerst in der Privatwirtschaft gearbeitet, bevor er in den humanitären Bereich wechselte. Er war zwölf Jahre für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) tätig. Im Jahr 2001 wechselte er ins Deza, zuerst als interner Auditor, später übernahm er operative Funktionen. Seit 2015 ist er für die Operationen in Zentralasien zuständig und unterstützt die Mitarbeiter des Deza in Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan. In ein paar Monaten wird Richard Chenevard seine Zelte in Duschanbe, Tadschikistan, aufschlagen und dort für die landesweiten Projekte «Wasser» zuständig sein.

Hans Robert Weiss und Peter Schweizer: Herr Chenevard, wie lange beschäftigen Sie sich bereits mit Tadschikistan?

Richard Chenevard: Seit fünf Jahren bin ich verantwortlich für die zentralasiatischen Länder Kirgistan, Usbekistan und eben auch Tadschikistan.

Sie werden im kommenden Sommer nach Duschanbe zügeln, der Hauptstadt Tadschikistans und mit etwa 780 000 Einwohnern auch die grösste Stadt des Landes. Was macht Tadschikistan so interessant für Sie?

Die Menschen dort, mit ihrer Gastfreundschaft. Aber auch die lokalen und sehr kompetenten Kollegen. Daneben ist es natürlich die geopolitische Situation und die Geschichte der Region: die russischen und chinesischen Einflüsse, die neue Seidenstrasse, die das Land sehr spannend machen. Ich habe bezüglich Tadschikistan noch viele Wissenslücken. Ich freue mich sehr, diese zu schliessen.

Was wird Ihre Aufgabe für die DEZA sein?

Ich werde mich mit dem Thema Wasser-management beschäftigen. Dieser Begriff umfasst das Trinkwasser, die Abwas-seraufbereitung, Energie, Bewässerung, Industrie, Biodiversität. Aber auch Naturkatastrophen und Einflüsse durch die Klimaveränderung. Eine Aufgabe wird die Kartografie von Überschwemmungsgebieten und Installationen gegen Schlammlawinen sein. Unser Büro in Duschanbe teile ich mit Mitarbeitern des Konsulates und des SECO.

Was ist das Besondere und was das Typische an Tadschikistan?

Es ist das ärmste Land der Region. Das Bruttosozialprodukt entspricht ungefähr dem des Kantons Schaffhausen. Das Land ist rund 3,5-mal so gross wie die Schweiz und hat neun Millionen Einwohner. Davon lebt eine Million als Fremdarbeiter im Ausland, hauptsächlich in Russland und Kasachstan. Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland und gleicht damit in vielem der Schweiz. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf 3000 Metern oder höher. Nur ca. 7% der Fläche ist bebaubar, mindestens 80% davon sind bewässert.

Erzählen Sie uns etwas über die Menschen dort.

Die Bevölkerung setzt sich aus mehreren Ethnien zusammen: Tadschiken, Kirgisen, Usbeken, Uiguren, Pamiri, um nur einige zu nennen. Die Sprache der Tadschiken ist Farsi, eine persische Sprache. Die anderen Ethnien sprechen Turk- Sprachen. Tadschikistan ist ein muslimisches Land, das säkulär regiert wird. Der Grossteil der Bevölkerung sind Sunniten. Im Pamirgebirge lebt eine kleine ismaelitische (schiitische) Minderheit, deren Oberhaupt der Aga Kahn ist. Es ist diese Vielfalt, die mich interessiert und die ich kennenlernen möchte. Die Landwirtschaft ist wichtig für das Land, obwohl ihr Anteil am Bruttoinlandprodukt gering ist. Rund 30-40% des Staatshaushaltes sind Rimessen, also Heimatüberweisungen der im Ausland lebenden Tadschiken.

Seit wann ist die DEZA in Tadschikistan tätig?

Seit 1993. Noch während des Bürger-kriega von 1992 bis 1997 war die DEZA mit humanitärer Tätigkeit aktiv. Nach dem Krieg wurden mehr und mehr Entwicklungsprojekte unterstützt.

Welche Art von Projekten werden von der DEZA unterstützt?

Wasser, Gesundheit, Wirtschaft (durch das SECO) und Governance, also die gute Regierungsführung.

Sind diese Projekte nachhaltig?

Das ist eine Frage, die wir uns immer wieder stellen. Nachhaltigkeit ist ein facettenreiches Thema. Vereinfacht lässt sich sagen, dass es um technische Aspekte und finanzielle Kompetenz geht. Die Technik muss den lokalen Bedingungen so angepasst werden, dass sie von den lokalen Systemen «assimiliert» werden kann. Das Fachwissen und die finanziellen Mittel müssen heute, aber auch in Zukunft, gesichert sein. Um auf ihre Frage zurückzukommen: Ja, die Projekte sind nachhaltig! Ein gutes Beispiel dafür ist der Gesundheitsbereich. Auf Wunsch der Regierung haben wir das Ministerium unterstützt, das Gesundheitssystem zu reformieren. Von einer sehr zentralistischen Organisation zu einem dezentralen System. Wir haben deshalb eine Familienmedizin gefördert, deren Leistungen nahe bei der Bevölkerung sind. Dies ermöglicht schnelle Behandlungen vor Ort, ohne lange Transportwege. Bisher musste man zum Teil bis in die Hauptstadt fahren und die Reise dorthin bezahlen. Da die Familienmedizin neu ist, musste die entsprechende Ausbildung für Ärzte und Krankenschwestern an den Universitäten angepasst werden. Die Zahl der Spitalbetten in den grossen, zentralen Spitälern konnte reduziert werden. Die damit erzielten Einsparungen erlauben es, andere dezentrale Strukturen zu finanzieren.

Wie läuft es mit Wassersystemen?

Bei Wassersystemen bezahlen die Benutzer den Betrieb und Unterhalt sowie Erneuerungsinvestitionen. Das Knowhow wird auch in Zukunft vorhanden sein, denn es handelt sich um eine einfache und weit verbreitete Technologie im Bau und in der Sanitärinstallation. Innerhalb der Gemeinden verwaltet ein Komitee das System. Dieses beauftragt Unterhaltsarbeiten und kassiert Beiträge bei den Konsumenten. Das Komitee wiederum rapportiert gegenüber der Gemeinde und der Bevölkerung. Das System ist selbsttragend. Es ist äusserst wichtig, dass die betroffene Bevölkerung von Anfang an ins Projekt einbezogen wird und sich in die Planung und die Finanzierung des Projekts einbringen kann. Sei es in Form von Geld oder Arbeitsleistung. Ohne den Einbezug der Bevölkerung kann die Nachhaltigkeit nicht garantiert werden.

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes?

Die Wirtschaft reagiert sensibel auf Krisen im Ausland, vor allem wegen der Rimessen der Fremdarbeiter in Russland. Kritisch ist die Lage des Landes aufgrund seiner Nachbarschaft zu Afghanistan. Der schwache Finanzsektor erschwert den Zugang zu Krediten. Die Landesproduktion wird durch die Sektoren Landwirtschaft, vor allem Baumwolle, Elektrizität, Aluminium und Goldminen getragen. Trotz dem starken Wachstum bleibt das Volkseinkommen pro Person gering. Die Produktion aus Minen und Elektrizität betragen 50% des Wachstums. Chinesische Investitionen spielen eine grosse Rolle.

Wie geht die DEZA mit der grassierenden Korruption um?

Die Korruption ist eine Plage, die uns zu grosser Vorsicht zwingt. Bevor wir eine Beziehung eingehen, prüfen wir die Managementsysteme und das Fachniveau zukünftiger Partner. Audits werden jährlich durch eine externe Organisation durchgeführt. Zusätzlich führt die DEZA regelmässig operationelle wie auch finanzielle Nachuntersuchungen durch.

Wir informieren unsere Partner über diese Problematik, und manchmal schulen wir sie. Ebenso bezüglich Fragen von Interessenkonflikten. Letztlich wenden wir eine Null-Toleranz-Politik an und stellen Untersuchungen an, sobald ein Zweifel auftaucht. Die Risiken der Korruption werden auf diese Weise, wenn nicht vollständig beseitigt, so doch minimiert.

Interview: Hans Robert Weiss, Peter Schweizer

Die Lions Clubs des MD 102 Schweiz-Liechtenstein wollen im Rahmen des weltweiten LCIF-Projektes «Campaign 100» bis 2022 zwei Millionen Franken für das Sanitärprojekt «CLEAN WATER» sammeln.

Spendenkonto:

Lions Clubs Schweiz-Liechtenstein, 4500 Solothurn

Rubrik CLEAN WATER

Credit Suisse AG, 8001 Zürich

IBAN CH74 0483 5055 2872 2101 6

BIC/SWIFT CRESCHZZ80A

Weitere Auskünfte:

Hans Robert Weiss

LCIF-Koordinator MD 102

hansrobert.weiss@gmail.com

Peter Schweizer (Promotion)

peter.schweizer@ipu-plus.ch